Abschied nach 48 Jahren in der Beratungsstelle für Erziehungs- und Lebensfragen

In diesen Tagen verabschiedet sich Marina Gälläsch- Griese von Ihrem Dienst für die Diakonie. Im Gespräch mit Micaela Morgenthum erzählt sie von den Anfängen bis heute über ihr Leben, die Arbeit und den Alltag als Sekretärin in der Beratungsstelle.

Marina Gälläsch-Griese: Bei Krisen versuchen meine Kollegin (Lütjenburg) und ich so schnell wie möglich einen Gesprächstermin zu finden. Diese Menschen überwinden eine, für sie, hohe Hemmschwelle, um bei uns anzurufen. Selbst wenn bei uns Stress ist, denke ich immer, irgendwas muss möglich sein.
  • Liebe Marina, freust Du Dich auf den neuen Lebensabschnitt?

Ja und Nein. Nein, denn ich fühle mich noch gar nicht so alt, und die Arbeit macht immer noch sehr viel Spaß. Ja, ich freue mich auf diesen Sommer, auf den Urlaub, und dann weiß ich vielleicht mehr...

  • Erinnerst Du Dich, wie alles begann?

Gleich im Anschluss an meine Schulzeit absolvierte ich eine Lehre zur Verwaltungsfachangestellten im Rathaus. Danach folgten kurze Stationen an der Uniklinik Kiel und der Klinik in Preetz, bevor ich dann in der Gasstraße in Preetz für die Beratungsstelle zu arbeiten begann.
Der Start in der Gasstraße war, na sagen wir „anders“. Ein völlig neues Fachgebiet und hinzukam, dass ich plötzlich die Ansprechpartnerin für ein großes Team von Psychologen und Psychotherapeuten wurde. Diese Anfangsschwierigkeiten sind mir in Erinnerung geblieben. Ich brauchte eine Weile, um mich einzugewöhnen. Und dann fing es an, Spaß zu machen.

  • Was meinst Du damit, wenn Du sagst, die Arbeit fing an, Dir Spaß zu machen?

Ich war einfach froh und auch dankbar, Teil eines Teams zu sein und jede Menge über die unterschiedlichen Therapieformen, die angeboten wurden, zu lernen. Mein eindruck heute ist allerdings, dass wir früher vergleichsweise mehr Zeit hatten.
Der Bedarf an Beratung ist gewachsen. Vieles ist aus der Sicht der Klienten dringlicher geworden. Es werden häufiger schnelle Lösungen gefordert.
Als erste Kontaktperson am Telefon bin ich diejenige, die zuhört, geduldig zuhört. Ja, das habe ich im Laufe der Jahre wirklich gelernt (lacht). Das verschafft dem Anrufer oder der Anruferin oft die nötige Erleichterung. Und mir natürlich auch (lacht wieder).
Bei Krisen versuchen meine Kollegin (Lütjenburg) und ich so schnell wie möglich einen Gesprächstermin zu finden. Diese Menschen überwinden eine, für sie, hohe Hemmschwelle, um bei uns anzurufen.
Selbst wenn bei uns Stress ist, denke ich immer, irgendwas muss möglich sein.

  • Welche Aufgaben gehören bis heute zu Deiner täglichen Arbeit?

Am Standort Preetz koordinieren meine Kollegin und ich alle Termine von acht Therapeuten der Beratungsstellen in Heikendorf, Lütjenburg, Plön, Preetz, Schönberg und Wankendorf. Das gleiche gilt für die Gespräche mit Schulen, Kitas bis hin zu ASD und Gerichten. Zudem müssen natürlich auch Akten und Unterlagen gepflegt werden.
Die Aufgaben sind bis heute abwechslungsreich und interessant geblieben.
Mich hat diese Arbeit, die Begegnung mit so vielen Menschen bereichert und besonnener gemacht. Das Leben aus so vielen unterschiedlichen Blickwinkeln kennenzulernen, erstaunt und berührt mich bis heute.

  • Herzlichen Dank für das Gespräch, liebe Marina.
    Im Rahmen der Sommerandacht am 12. Juli werden wir uns alle persönlich von Dir verabschieden können und hoffentlich noch einige Andekdoten aus Deinem Erfahrungsschatz zu hören bekommen.
    Bis dahin alles Gute!

Zur Person: Marina Gälläsch - Griese wurde in Krauthausen bei Eisenach geboren. Vor dem Mauerbau (1961) gingen die Eltern mit ihr und ihren zwei Schwestern in den Westen. Nach Aufenthalten im Lager Marienfelde und in Jägerslust ließ sich die Familie in Preetz nieder. Dort besuchte Gälläsch-Griese auch die Schule und absolvierte anschließend eine Lehre.
Heute wohnt sie mit ihrem Partner in Preetz und besucht regelmäß ihre Tochter und ihre zwei Enkelkinder in England.